Blasmusik der anderen Art

Dass Blasmusik imposant, modern und mitreißend sein kann und eben nicht nur zur Volksfestmusik taugt, bewiesen die Brass-Band B10 und ihre belgischen Gäste United Brass im Uhinger Uditorium.

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Eine Schweißperle, die langsam das Gesicht hinunterrollt, Kiefer, die hin- und hergeschoben werden, um etwas Anspannung loszuwerden, und Menschen, deren Gesichter deutlich die hohe Konzentration zeigen, die sie bei dieser Leistung aufbringen müssen.

Nein, an dieser Stelle wird über keine Sportveranstaltung berichtet, sondern über das Doppelkonzert der Brass Band B10, kurz BB B10, aus der Region und ihrer Gäste United Brass aus Belgien im Uditorium.

Die Musiker zeigten an diesem Samstagabend einmal mehr die unglaubliche Bandbreite und Vielfalt der Blasmusik. Im ersten Teil des Programms standen bei B10, dirigiert von Alexander Weis und Joachim Rath, zunächst „Fanfare – Men and Angels“ von John van Gulik, „Inspiration“ von Jan de Haan, „Lord Tullamore“ von Carl Wittrock, „Arsenal“ von Jan van der Roost und vier Sätze aus „Windows of the World“ von Peter Graham auf dem Programm. Bereits beim ersten Ton des imposanten Einstiegs von „Fanfare -Men and Angels“ erkannte man, dass diese Art der Blasmusik überhaupt nichts mit Volksfestatmosphäre zu tun hat. Sie weist viele Facetten auf, klingt mal funky, dann wieder emotional bis hin zu bedrohlich. Die Präsenz der Instrumente, etwa der Cornet-Section, der Posaune, Tuba und der Percussion-Instrumente, erzeugen einen Klangteppich, der den ungeübten Zuhörer fast vom Stuhl reißt. Das Ganze ließe sich auch gut als Hintergrundmusik zu einer Filmszene einbetten: Der Held reitet entschlossen in die Schlacht, es kommt zum Kampf, dann ein Showdown, aus dem er schlussendlich siegreich hervorgeht. Hervorzuheben ist hier das technisch anspruchsvolle Stück „Lord Tullamore“, in dem es das 28-köpfige Ensemble gut versteht, den irischen Lebensgeist umfassend einzufangen. Mit diesem Stück wird sich BB B 10 auch bei den German Open der „Brass Music“ in Grimma vorstellen.

Ebenso faszinierend waren die Auszüge aus „Windows of the World“ von Peter Graham, das die Zuhörer rhythmisch vielfältig um die ganze Welt führt: von Lateinamerika, nach Japan und Afrika, auf die britischen Inseln und die Vereinigten Staaten und wieder zurück.

Nach der Pause übernehmen die belgischen Gäste von United Brass die Bühne und beweisen ebenso schnell, dass sie echte Brass-Könner sind. Zur Idee, ein gemeinsames Konzert zu veranstalten, kam es übrigens bei einem Besuch von Leiter Frank Vantroyen von United Brass bei den Verantwortlichen von der BB B 10. Vantroyen nutzte den Konzertabend, um seiner Freundin, Katrien Cranickx, der Solistin am Tenorhorn, einen Heiratsantrag zu machen. Diese nahm den Antrag berührt mit nach oben zeigendem Daumen an – nachdem sie zuvor souverän das Stück „Over the Rainbow“ von Arlen & Harburg solistisch bereichert hatte.

Neben Stücken wie „I Got Rhythm“ von George Gershwin, „Ticket to Ride von Lennon/McCartney, Ave Maria von Giulio Caccini, „Gresford“ (The Miner’s Hymn), stellte das letzte Stück im Programm einen weiteren Höhepunkt dar: „The Dark Side Of The Moon“ von Paul Lovatt-Cooper versteht es gut, die Fantasie der Zuhörer anzusprechen.

Nach der gelungenen Zugabe beider Brass Bands bleibt zu hoffen, dass der im Raum stehende Gegenbesuch der Brass-Band B 10 in Belgien bald Realität wird.

Quelle: http://www.swp.de/goeppingen/lokales/landkreis_gp/Blasmusik-der-anderen-Art;art1210078,3232977
Autor: Jannika Quass